News

Medienmitteilung

30 Menschen überlebten 2021 einen versuchten Femizid

Die heute veröffentlichte Kriminalstatistik zeigt, dass 2021 mindestens 17 Menschen Opfer eines Femizids wurden und mindestens 30 Menschen einen solchen überlebten. Genaue Zahlen fehlen jedoch weiterhin, da die Schweiz Femizide als solche nicht statistisch erfasst. Da es weiterhin sehr viele Gewalttaten sind, braucht es viel mehr Geld und Massnahmen gegen geschlechtsspezifische Gewalt!

Heute hat das Bundesamt für Statistik die Schweizer Kriminalstatistik 2021 veröffentlicht. Diese zeigt diejenigen Gewalttaten, welche die Polizei letztes Jahr registriert hat. Viele Gewalttaten bleiben damit aber im Dunkeln. Bei Tötungsdelikten mit Bezug zu Geschlecht zeigt sich Folgendes: Mindestens 30 Menschen haben einen Femizid überlebt. Mindestens 17 Menschen wurden Opfer eines Femizides.

Ungenaue Zahlen und fehlende zeitnahe Analysen

Die Kriminalstatistik zeigt weiterhin ein ungenaues Bild der Femizide in der Schweiz: Vollendete und versuchte Tötungsdelikte, die einen Bezug zu Geschlecht haben, werden nicht als solche erfasst. Hier braucht es unbedingt eine präzisere Erfassung, um die genaue Dimension und Entwicklung festhalten zu können. Es braucht jedoch auch eine qualitative Analyse: «Um Tötungsdelikte zukünftig zu verhindern, braucht es genaueres Wissen, wie es zu diesen kommt. Deshalb brauchen wir unbedingt zeitnahe Analysen jedes einzelnen Falles und darauffolgende Verbesserungen bei den Massnahmen gegen Gewalt», sagt Georgiana Ursprung von Brava (ehem. TERRE DES FEMMES Schweiz). Das laufende Monitoring des Eidgenössischen Büros für Gleichstellung EBG erfüllt dieses zeitnahe Lernen und Reagieren jedoch nicht.

Versuchte Femizide gehen vergessen

Die vollendeten Femizide erhielten dank der feministischen Bewegung in den letzten Jahren vermehrt mediale und politische Aufmerksamkeit. Doch die versuchten Tötungsdelikte bleiben weiterhin im Dunkeln. Im Jahr 2021 überlebten mindestens 30 Personen einen Femizid. Damit zeigt sich, dass die eigentliche Dimension von Femizid mindestens drei Mal so viele Personen betrifft.  Diese Opfer dürfen nicht vergessen gehen!

Mehr Geld für Massnahmen gegen Gewalt nötig

Femizide können nur mit ganzheitlichen und ausreichend finanzierten Massnahmen verhindert werden. Zu solchen Massnahmen in den Bereich Prävention, Unterstützung/Schutz und Strafverfolgung hat sich die Schweiz mit der Istanbul-Konvention seit vier Jahren verpflichtet. «Bis heute fehlt es an ausreichend finanziellen Mittel für eine konsequente und vollständige Umsetzung der Gewaltschutzverpflichtungen aus der Istanbul-Konvention», kritisiert Georgiana Ursprung. Es mangelt an politischem Willen, genügend Mittel zu Verfügung zu stellen für eine Prävention, die schon früh in der Bildung beginnt, für die Arbeit mit Tatpersonen, für mehr Schutzplätze, für Präventionskampagnen und vieles mehr. Zur Verhinderung von Femiziden braucht es also endlich genügend Geld zur vollständigen Umsetzung der Istanbul-Konvention – zugunsten von allen!

Kontakt

Georgiana Ursprung

Verantwortliche Politik

Brava (ehemals TERRE DES FEMMES Schweiz)

Tel. 031 330 23 22

medien@brava-ngo.ch